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im Rahmen von MoMo Berlin- Philosophischer Arbeitskreis.
Vortrag von Dr. Stefan Mebs, Postdoc Biophysik der FU Berlin.
Bewusstsein ist ein Teil der Natur, aber keine Maschine
Der Mensch erlebt sich unter normalen Umständen im Wachzustand als selbstbewusst, in anderen Worten als „sich seiner selbst bewusst“ – ein subjektives, privates und daher nicht objektivierbares Empfinden mentaler Prozesse wie Wahrnehmung, Erinnerung, Vorstellung, Denken und Fühlen. Diese „Privatheit“ der eigenen Seinswahrnehmung ist als Qualia-Problem in die Philosophiegeschichte eingegangen und steht im engen Zusammenhang mit dem Problem des Fremdpsychischen (Stichworte: Solipsismus, „Gehirn-im-Tank“, Simulationshypothese) und dem Descart’schen Dualismus (Leib-Seele-Problem). Die zentrale Frage all dieser Probleme ist, ob und wie sich geistige Prozesse auf physikalische und damit im Idealfall berechenbare Prozesse wie neuronale Aktivität, chemische Reaktionen, Elektronenfluss, etc. reduzieren und quantifizieren lassen. Zudem sind dem modernen Funktionalismus zufolge mentale Zustände des Systems Mensch als funktionelle Zustände beschreibbar, und es stellt sich die über die Frage der Reduktionsmöglichkeit hinausgehende Frage, ob diese Funktion nicht auch auf einer ganz anderen (also nicht biologischen) materiellen Grundlage realisierbar ist, z.B. über Computer, unter der Annahme der strukturellen oder zumindest funktionellen Isomorphie zwischen Computer- und Gehirnprozessen (binäre Codierung).
Moderne Computer zeichnen sich nicht nur auf Hardware-Ebene – gerade was die zentrale Recheneinheit (CPU) betrifft – durch eine enorm komplizierte Systemarchitektur aus, sondern werden durch noch kompliziertere und zudem dynamische Algorhitmen gesteuert. Beim maschinellen Lernen, einem Teilgebiet der Künstlichen-Intelligenz-Forschung (KI), werden u.a. künstliche neuronale Netzwerke (KNN) eingesetzt mit signifikanten Erfolgen in der Bild- und Spracherkennung. Und obschon diese künstlichen Systeme in manchen „kognitiven“ Bereichen ein intelligenz-analoges „Verhalten“ zeigen, welches oft effizienter (schneller und treffsicherer als Menschen es könnten) operiert, gibt es bisher noch keinerlei Anzeichen für bewusstes oder gar selbstbewusstes Verhalten, und in diesem Vortrag werden Argumente dafür vorgetragen, warum nach der Ansicht des Vortragenden die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Selbstbewusstsein in artifiziellen Systemen wie Computern/Robotern verschwindend gering ist und es voraussichtlich für immer der Kohlenwasserstoff-Chemie vorbehalten bleibt, komplexe adaptive Systeme zu generieren, deren Zustände als „lebend“ und „(selbst)bewusst“ klassifizierbar sind. Diese Komplexität ist im Falle menschlicher Systeme weitgehend irreduzibel, was Folgen für die Konzepte „Ich“ und „Freiheit“ hat und das alte Problem Dualismus-vs.-Determinismus obsolet macht.
Anmeldeschluss Montag, 11.11.2024 18:40 Uhr
Kosten
Keine
Teilnehmer Keine Teilnehmer
Max. Teilnehmer Keine Teilnehmerbegrenzung
Max. Begleitpersonen 2
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